Die Meldung
Die Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk veröffentlicht heute in deutscher Übersetzung (siehe auch Anhang unten) die scharfe Kritik des führenden Strahlungsexperten Prof. James C. Lin an den geltenden Mobilfunkgrenzwerten. Lin weist nach, dass die derzeitige Strahlenschutzpolitik auf einer Verfälschung der Studienlage beruht, die Geschäfte der Industrie legitimiert und die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet. Er zeigt auf, dass die ICNIRP-Grenzwertempfehlungen, auf denen die deutschen Mobilfunkgrenzwerte beruhen, „wissenschaftlich nicht begründet“ sind, sie „versäumen eine wirksame Risikovorsorge und missachten zentrale Prinzipien des Strahlenschutzes.“ Die Grenzwerte ignorierten zudem die „chronische Toxizität und Karzinogenität“ der Mobilfunkstrahlung und seien somit „ungeeignet“, die Bevölkerung zuverlässig zu schützen. Im Vorwort von diagnose:funk zur Übersetzung finden Sie alle zentralen Zitate aus Prof. Lins Text.
James C. Lin ist emeritierter Professor für Biophysik an der University of Illinois, Chicago. Er war Herausgeber der Fachzeitschrift Bioelectromagnetics sowie langjähriges Mitglied des IEEE Committee on Man and Radiation (COMAR), Vorsitzender des IEEE International Committee on Electromagnetic Safety (ICES) und lange führendes Mitglied der Internationalen Kommission zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (ICNIRP). Lin wurde für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen mit mehreren renommierten Preisen geehrt, darunter dem d’Arsonval Award der Bioelectromagnetics Society – der höchsten internationalen Auszeichnung auf diesem Gebiet – sowie ganz aktuell mit dem IEEE Microwave Career Award 2025, mit dem außergewöhnliche Beiträge zur Mikrowellentheorie und -technologie gewürdigt werden.
„Die Kritik von Prof. Lin an den geltenden Mobilfunkgrenzwerten ist heftig und eindeutig“, sagt Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk. „Wenn ein international renommierter Strahlungsexperte zu solch starken Aussagen greift, dann muss an der Kritik auch etwas dran sein, dann muss die Welt davon erfahren, dann muss sich politisch etwas ändern! Bislang will die Politik jedoch nichts von den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Mobilfunkstrahlung und Gesundheit hören. Ändert sich das jetzt, nachdem der Strahlungspapst Prof. Lin mal auf den Tisch gehauen hat? Es wäre an der Zeit und würde uns allen guttun, denn mobile Kommunikation ist auch strahlungsarm und damit gesundheitsverträglich möglich, wenn die Technik sinnvoll genutzt wird.“
Die Kritik von Prof. Lin ist nicht die einzige wissenschaftlich fundierte Äußerung zu Mobilfunkgrenzwerten, aber die bislang schärfste. Bereits 2022 hatte die International Commission on the Biological Effects of Electromagnetic Fields (icbe-emf.org) in einer Studie aufgezeigt, dass die ICNIRP-Grenzwertempfehlungen, auf denen auch die deutschen Mobilfunkgrenzwerte basieren, wissenschaftlich nicht haltbar sind. Auf Grund dieser wissenschaftlichen Expertisen kritisiert diagnose:funk die erneute Behauptung der Bundesregierung im 11. Mobilfunkbericht an den Bundestag, dass unterhalb der Grenzwerte keine Gesundheitsgefährdungen nachgewiesen seien (S. 3 Mitte). Dies ist eine Verfälschung der Studienlage, um die Ausbauinteressen der Mobilfunkindustrie zu legitimieren.
Prof. James C. Lin geht sogar noch weiter: Aktuelle, von der WHO beauftragte Studien zu den biologischen Wirkungen der Mobilfunkstrahlung bewertet Lin ebenfalls negativ: Er spricht von einer „mangelnden wissenschaftlichen Qualität und der unausgewogenen Darstellung“, er kritisiert „eine erkennbare Voreingenommenheit“ der Studienautoren. Sie würden folglich die Gesundheitsrisiken verharmlosen. Zu diesen massiv kritisierten Studien gehört auch die Entwarnungsstudie von Karipidis et al. (2024), die im September 2024 in vielen deutschen und internationalen Medien unhinterfragt zitiert wurde.
Anmerkung der Redaktion
In keiner Weise wird in der Meldung oben bewiesen, dass Prof. Lin ein „führender“ Wissenschaftler auf seinem Gebiet ist. Vor allem wird nicht bewiesen oder zumindest erklärt, warum er führender sein könnte, als seine noch in Brot und Diensten stehenden Kollegen – er selbst ist ja inzwischen eremitiert (das muss nicht heißen, dass er nicht dennoch führend sein könnte, allein der Nachweis wird nicht geführt). Insofern ist die Veröffentlichung von diagnose: funk als subjektive Meinung zu einem strittigen Thema zu betrachten und weniger als Information über einen unstrittigen Sachverhalt. Die Veröffentlichungen des Bundesamts für Strahlenschutz lassen grundsätzlich andere Schlüsse zu o.a. Thema zu.