Diese Woche gaben das französische Cloud-Unternehmen Clever Cloud und das Dresdner Deep-Tech-Unternehmen SpiNNcloud in Berlin ihre Partnerschaft im Bereich energieeffizienter KI-Infrastrukturen im Rahmen des deutsch-französischen Gipfels zur digitalen Souveränität „Summit on European Digital Sovereignty – Shaping Europe’s digital future. Together“ bekannt. Beide Firmen sehen in der Partnerschaft einen Baustein für eine kostengünstige und souveräne Nutzung von künstlicher Intelligenz in Europa.
Sowohl Clever Cloud als auch SpiNNcloud weisen darauf hin, dass künstliche Intelligenz zwar stark wächst, in der Breite der Industrie jedoch vor allem an den hohen Kosten für Rechenleistung scheitert. Den Unternehmen zufolge senkt die derzeitige Generation der SpiNNcloud-Systeme die Kosten für bestimmte Berechnungen bereits um den Faktor 17. Die nächste Architektur namens SpiNNext soll diese Effizienz noch einmal deutlich steigern und Einsparungen von bis zu dem 80-fachen ermöglichen – ein technischer Durchbruch, der die flächendeckende Einführung und Industrialisierung von KI in Europa entscheidend vorantreiben dürfte.
Deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich KI-Infrastruktur
Clever Cloud und SpiNNcloud betrachten ihre Zusammenarbeit als Teil einer deutsch-französischen KI-Achse. Beide Seiten betonen, dass nur eine engere Zusammenarbeit zwischen europäischen Anbietern eine langfristig wettbewerbsfähige und souveräne KI-Infrastruktur ermöglichen kann. Die Partnerschaft soll nicht auf die beiden Firmen beschränkt bleiben. Clever Cloud und SpiNNcloud planen, weitere innovative kleine und mittlere Unternehmen aus Europa einzubinden. Das Ziel ist ein Netz hochspezialisierter Firmen, das zentrale digitale Fähigkeiten bereitstellt, ohne von außereuropäischen Infrastrukturen abhängig zu sein.
Clever Cloud mit Sitz in Frankreich betreibt eine eigene Cloud-Plattform für Hosting, Automatisierung, Datenbanken und Orchestrierung. Die gesamte Software wird im Unternehmen entwickelt und der Betrieb findet in Europa statt. Clever Cloud beschäftigt rund 100 Mitarbeiter in Europa und ist eigenen Angaben zufolge in mehr als 120 Ländern aktiv. SpiNNcloud Systems mit Sitz in Dresden entwickelt gehirninspirierte Rechnerarchitekturen für das Hochleistungsrechnen und KI-Anwendungen. Das Unternehmen vermarktet heute Systeme auf Basis der SpiNNaker2-Architektur und arbeitet an der nächsten Generation, SpiNNext. Diese soll die Energieeffizienz von KI-Rechenprozessen nochmals deutlich verbessern.
Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen hat bereits die operative Phase erreicht. Erste SpiNNcloud Systeme werden in die Infrastruktur von Clever Cloud integriert. Technische Tests und Validierungen laufen aktuell. Die Partner entwickeln zwei Anwendungslinien. Zum einen soll die hohe Effizienz der SpiNNcloud Systeme direkt für rechenintensive Aufgaben genutzt werden. Zum anderen arbeiten die Teams an einer gemeinsamen Schicht für Token as a Service. Diese Ebene soll es Industrieunternehmen ermöglichen, KI Dienste wie Sprachmodelle oder andere Algorithmen als verbrauchsbasierte Leistung zu beziehen. Dabei sollen Energieverbrauch und Kosten pro Recheneinheit deutlich niedriger ausfallen als in heutigen Infrastrukturen. Die Ingenieurteams der beiden Unternehmen haben nach eigenen Angaben die Roadmap für Integration, Sicherheit und Betrieb miteinander abgestimmt. Die Unternehmen sehen sich damit in der Lage, industrielle Anwender in Europa mit vorhersagbaren Kostenstrukturen und klaren Effizienzgewinnen zu versorgen.
Durch den Einsatz eigener europäischer Techniken für Hardware und Cloud-Betrieb soll der Aufbau einer unabhängigen KI-Infrastruktur vorangetrieben werden. Nach dem Gipfel in Berlin wollen beide Firmen den Austausch mit Regierungskreisen in Frankreich, Deutschland und auf EU-Ebene fortsetzen. Ziel ist es, die Erfahrungen aus der Zusammenarbeit in politische Debatten über KI-Infrastruktur, Energieeffizienz und digitale Souveränität einzubringen. Beide Unternehmen nutzen das europäische Spitzentreffen zwischen Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Merz in Berlin für Gespräche mit den anwesenden Regierungsdelegationen.
Quentin Adam, CEO von Clever Cloud, äußerte im Zusammenhang mit der Bekanntgabe: „Wir wollen ein Europa, das eigene Techniken entwickelt und seine digitale Zukunft selbst gestaltet. Gemeinsam mit SpiNNcloud beweisen wir, dass die europäische Industrie nicht nur das Know-how besitzt, sondern auch entschlossen ist, die drängenden Herausforderungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz anzugehen: Kosten, Energieverbrauch und Souveränität. Diese Partnerschaft macht deutlich: Wenn wir in Europa zusammenarbeiten, können wir leistungsstarke, energieeffiziente und wirklich unabhängige KI-Infrastrukturen schaffen – für unsere Unternehmen und unsere gemeinsame Zukunft.“
Hector Gonzalez, CEO von SpiNNcloud, fügte hinzu: „Mit Clever Cloud haben wir den idealen Partner gefunden, um die einzigartige Energieeffizienz unserer gehirn-inspirierten Systeme direkt in industrielle Anwendungen zu bringen. Diese deutsch-französische Kooperation zeigt, dass Europa nicht nur über die technischen Bausteine verfügt, sondern diese auch zu wettbewerbsfähigen, souveränen Lösungen verbinden kann.“
